Letzitower - Swisspearl
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
MFH, Letziturm, Zürich, CH
Doppelturm im Strickmuster
Letzitower | Zurich, Switzerland

Die Zürcher Hohlstrasse zwischen dem ehemaligen Güterbahnhof und dem Bahnhof Altstetten ist ein Kind der Eisenbahn. Angelegt zu Beginn des 20. Jahrhunderts verläuft sie schnurgerade und parallel zu den Gleisen, um ausgedehnte Bahnwerkstätten und weitere Industrie- und Gewerbeanlagen zu erschliessen. Der politische Auftrag an die SBB, ihre Immobilien und Grundstücke gewinnbringend zu bewirtschaften, erfasste nun auch diese Areale. Während der Kern der historischen Bahnwerkstätten in einen Gewerbepark umgewandelt wird, entstand und entsteht in Richtung Bahnhof Altstetten überwiegend Wohnraum, der in Zürich dringend benötigt wird.
Von drei zusammenhängenden Baufeldern wurde das erste mit Hochhausscheiben über niedrigen Sockeln bebaut, die mit Betonrahmen und Klinkerfüllungen die Backsteinarchitektur der historischen Industriebauten neu interpretieren (Architektur: Loeliger Strub und Adrian Streich, im Auftrag der SBB). Auf einem zweiten Baufeld werden in einem mäanderförmigen Bau, der sich zu einem Turm aufbäumt, unter anderem Wohnungen für kinderreiche Familien realisiert (Architektur: Gut & Schoep, im Auftrag der Stadt Zürich). Diese beiden Projekte bildeten die Grundlage für den Wettbewerb des dritten Baufelds, auf dem Armon Semadeni wiederum für die SBB mittelständische Wohnungen plante. Ein öffentlicher Grünstreifen an den Gleisen wird dereinst die Teile miteinander verknüpfen und an den nahen Bahnhof Altstetten anbinden. Ein neuer Platz bildet eine Art Kopf für die Flurstrasse, die senkrecht zum Tal verläuft und sich gegenwärtig dank verschiedener Bauprojekte zu einer neuen Hauptstrasse mausert. Der Richtplan sieht vor, dass hier dereinst eine Velo- und Fussgängerbrücke in Richtung Herdern und Hard über die Gleise führen wird. An der Hohlstrasse bildet eine denkmalgeschützte Halle mit Backsteinfassade einen Vorposten zum östlich anschliessenden Werkareal. Hinter ihr erheben sich über einer siebengeschossigen Gebäudezeile zwei Türme, die mit 71 Metern etwa gleich hoch sind wie ihr künftiger Nachbar. Der westliche steht mit einem etwas kompakteren Grundriss quer zum Tal und richtet seine Stirnseite zur Flurstrasse, während der östliche, schlankere längs zum Tal steht und seine Stirnseite in die Perspektive der Hohlstrasse schiebt. Versetzt zueinander angeordnet und über den Sockel auskragend greifen die beiden Türme gestisch in den Stadtraum ein und artikulieren präzise das Ende der langen Reihe von Hochhäusern an den Gleisen. Überdies nimmt man die Drehung von quer zu längs – oder umgekehrt – als Reaktion auf die stadträumliche Querachse der Flurstrasse wahr und als Vorbote des künftigen Brückenschlags nach Norden.
Die Differenzierung der aufragenden Baukörper in offenere, stärker horizontal gegliederte Längs- und geschlossenere, vertikal strukturierte Stirnseiten unterstreicht diese Gestik. Überhaupt wird die räumliche Wirkung der Bauplastik durch die architektonische Ausgestaltung gestärkt. So betonen die Laubengänge mit ihren roten Brüstungsbändern die Horizontalität des liegenden Teils, während durchgehende Lisenen das Stehende der Türme unterstreichen. Ein markantes, halböffentliches Zwischengeschoss verbindet die beiden Hochhäuser und schliesst den liegenden Trakt ab, der die Höhe des gegenüberliegenden Baublocks aufnimmt. Sorgfältig komponierte Verzahnungen und austarierte Asymmetrien sorgen für ein Gleichgewicht zwischen Einheit und Vielheit und für eine harmonische Gesamterscheinung des Baukörpers. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die ornamental gestalteten Wandscheiben an den Stirnseiten der Türme. Eine diagonale Teilung, die an das Kreuz einer Aussteifung erinnert, betont auf jedem Geschoss die Ganzheit des jeweiligen Elements und artikuliert es als einzelne flächige Tafel. In der Summe der vertikal übereinanderstehenden Felder entsteht so ein Band, das an eine Ziernaht aus Kreuzstichen gemahnt. Es erfüllt exemplarisch, was Gottfried Semper als Wesen und Aufgabe einer Naht beschreibt: Zwei Seiten werden durch eine lineare Mitte zusammengeführt. Dieses Einmitten, verdoppelt und streng symmetrisch beim westlichen Turm, ist beim östlichen besonders wirkungsvoll, wo es in seiner Asymmetrie dazu beiträgt, die einseitige Auskragung des Turms in ein optisches Gleichgewicht zu bringen.

MFH, Letziturm, Zürich, CH
  • StandortZurich, Switzerland
  • ArchitektArmon Semadeni Architekten , Zürich, Schweiz
  • BauherrSBB AG Immobilien Development, Zürich, Schweiz
  • PartnerJosef Gartner Switzerland AG, Arlesheim, Schweiz
  • Jahr2023
  • FotografenNiklaus Spoerri, Zürich , Schweiz, Atelier für Architekturfotografie, Zürich, Schweiz
Zurück zur Übersicht
Welche Sprache sprechen Sie?
swisspearl.com/de-ch/inspiration/referenzen/letzitower